13.02.2021
„Ein Verlust für die ganze Branche“
Der Kunststoffverbund Brandenburg Berlin zum Tod von Dr.-Ing. Sokrates Giapapas
Heute hätten ihn wieder unzählige Geburtstagsgrüße erreicht. Dr.-Ing. Sokrates Giapapas, der über Jahrzehnte kaum einen Geburtstag von Mitarbeitern, Freuden und Bekannten vergaß, wäre heute 83 geworden. Leider verstarb der „Grieche mit dem großen Herzen“ vor einigen Wochen. Ein Verlust!“, beklagen Dr. Hubert Lerche und Rainer Erbisch vom Vorstand des Kunststoffverbundes Brandenburg Berlin (KuVBB).
Küsschen rechts, Küsschen links. Diese Begrüßung zwischen Geschäftsleuten war 1996 in der Lausitz mehr als ungewöhnlich. Ein „Bruderkuss“ der anderen Art. Dr.-Ing. Sokrates Giapapas brachte sie mit: Aus Griechenland über das fränkische Königsberg war er in die Region gekommen, um ein Rohrwerk aufzubauen. Die Fränkischen Rohrwerke.
Denn Sokrates Giapapas war nicht nur Gründungsmitglied des Verbundes sondern hat sich für die gesamte Kunststoffbranche und vieles andere mehr weit über die Grenzen der Lausitz hinaus verdient gemacht. „Ohne ihn gäbe es diese industrielle Vielfalt, wie wir sie hier im Kunststoffbereich haben, nicht“, so der Tenor aus dem Verbund – und dabei haben die beiden Vorstände nicht nur das fachliche KnowHow sondern auch die tiefe Menschlichkeit von Dr.-Ing. Sokrates Giapapas im Blick.
Es müssen die ersten Monate in der Lausitz gewesen sein, in denen Sokrates, wie ihn Freunde und Bekannte nannten, Dr. Hubert Lerche zum ersten Mal begegneten. „Wir trafen uns auf dem Schwarzheider Weihnachtsmarkt“, erinnert sich Dr. Hubert Lerche. Er, damals Vertreter der BASF Schwarzheide, und Sokrates Giapapas als Geschäftsführer der Fränkischen Rohrwerke Schwarzheide waren gleich bei der ersten Begegnung schnell in einen intensiven Austausch vertieft. „So war es immer. Sokrates konnte unglaublich schnelle und nachhaltige Beziehungen zwischen Menschen herstellen. Und er behandelte alle gleich. Egal ob seinen Mitarbeiter an der Maschine bei den Fränkischen oder den Vorstand eines Weltkonzerns.
Das bestätigt auch Rainer Erbisch, der ihn in seiner Funktion beim TÜV Rheinland kurz darauf kennenlernen konnte. Ihn beeindruckte neben seiner Nahbarkeit und Weisheit vor allem auch die schier unerschöpfliche Schaffenskraft von Sokrates. „Er sprach mich an, dass er vor allem für die damals wirklich hoffnungslose Jugend von Brandenburg etwas tun wolle. Ich war sofort dabei.“ Und Sokrates legte los. Schnell holte er viele Menschen, Netzwerker und Unterstützerr ins Boot. Und so wurden Ausbildungsverbünde geschaffen und Perspektiven für die Jugend entstanden. Auch in der Lausitz.
Rainer Erbisch erinnert sich daran, dass Sokrates immer den ganzen Menschen sah, nicht nur die Fachkraft. Er erzählt, dass er dabei war, als Sokrates einen Mitarbeiter nach den gesundheitlichen Problemen seiner Frau fragte, die sehr krank war und einen Arzttermin brauchte. Sofort ließ er alle seine Beziehungen und seinen griechischen Charme spielen, um für diese Frau den Termin beim Spezialisten in Dresden zu besorgen.
Auf diese unverwechselbare Weise führte er auch die Fränkischen Rohrwerke. Persönlich. Auch mal hart, aber immer fair und menschlich. Und Sokrates Giapapas war ein Meister darin, sein Netzwerk ordentlich auf Trab zu halten. Immer wieder bekam Rainer Erbisch Anrufe von Giapapas, ob er jemandem helfen könne, wieder in Arbeit zu kommen. Und es habe immer einen Weg gegeben. Sokrates war herzlich hartnäckig.
Das bestätigt auch Dr. Hubert Lerche, der sich an eine Werksführung erinnert, die Sokrates in seinen legeren Schuhen und hemdsärmelig mit den legendären Hosenträgern durchführte. „Er hatte wirklich ein unglaublich herzliches Verhältnis zu allen.“
Und so war klar, dass Netzwerker Sokrates Giapapas auch bei der Gründung des Vorgängerverbandes KuBra – dem Netzwerk der Kunststoffinteressierten forschenden Unterrnehmen in Südbrandenburg dabei war und dann auch seit 2009 den KuVBB maßgeblich mitgestaltete, ob es die Kunststoffkolloquien, die Ausbildungsinitiativen oder jegliche Lobbyarbeit für das weitere Erstarken der Kunststoffindustrie waren.
Seine Verdienste, die Kunststoffbranche in Brandenburg bekannt zu machen und die Perspektiven aufzuzeigen, die diese Branche hat, möchten wir würdigen. „Er ist mein großes Vorbild“, sagt Dr. Hubert Lerche. Seine „Ehrlichkeit bis auf die Knochen“, ist das, was Rainer Erbisch besonders hervorheben möchte, ebenso wie Sokrates‘ Blick auf die Potenziale der Lausitz, der immer – bis zum Schluss positiv und begeisternd blieb.
„Wir vermissen ihn und werden seine Ideen mit seinen Idealen im Herzen weiter führen“, so der Tenor von Rainer Erbisch und Dr. Hubert Lerche.